Ausnahmezustand auf dem Herrenacker
Nicht Stunden, sondern Tage haben einige Fans von Michael Patrick Kelly vor dem Gelände auf ihren Superstar gewartet. Belohnt werden sie mit einem goldenen, nummerierten Armband, damit ihnen als erste Personen auf dem Platz Einlass gewährt wird. Nebst ihrem Idol kommen die Superfans und auch die übrigen Festivalbesucher in den Genuss von geballter Frauenpower in Form von Leony und LEA.
Leony: Eine Favoritenliste im Schnelldurchlauf
Man darf Leony getrost als Erscheinung bezeichnen. Mit ihren langen Beinen stellt die deutsche Sängerin so manches Topmodel in den Schatten. Sobald sie ihren bayrischen Akzent auspackt, wirkt sie jedoch geerdet und bodenständig. Für die gute Laune im Publikum sorgt schon die Sonne, die sich am zweiten Tag in Folge von ihrer besten Seite zeigt. Verstärkt wird das positive Grundgefühl mit einem clever platzierten Medley. Gemäss eigener Aussage besteht es aus Leony’s Favoriten der letzten 30 Jahre Musikgeschichte. Es fehlt weder Teenage Dirtbag, noch Let It Go vom Disneyfilm Frozen oder Wonderwall. Für den krönenden Abschluss des über sieben Minuten dauernden Medleys übernimmt der Soundtechniker den Job von Noel Gallagher an der Akustikgitarre.
Got me higher than life, you're like my remedy
And your touch's like ecstasy
I know that I can't fight the chemistry
I'm falling into youRemedy, Leony
Eigentlich bräuchte sie gar keine fremden Klassiker, um einen Platz voll mit Menschen zum Tanzen zu bringen. Alleine ihre Songs Remedy und Holding On haben das Zeug zum Klassiker auf jeder Party. Tanzbar, eingängig und Energie spendend.
LEA: Die Kollaborations-Königin auf solopfaden
Ein Blick in ihr Schaffen verrät eine Vorliebe von LEA. Sie arbeitet gerne mit deutschen Sängern und Rappern zusammen. Egal ob Casper, Mark Forster, Max Raabe oder Capital Bra, sie hat mit jedem von ihnen schon einen Hit gehabt. Das Spektrum der Musikerin aus Kassel ist breit gefächert. Aber auch mit ihrer Band ist sie breit aufgestellt. Mal dröhnen die Beats wie zu Aperol im Glas aus den Boxen, mal wird es bei nachdenklichen Kompositionen mucksmäuschenstill.
Aperol im Glas, ich komm' in volle Fahrt
Wirkt zwar bisschen planlos, aber ist egal
Dein Lächeln geht mir nah, wie alles, was du sagst
Und nicht mehr so zaghaft leb' ich in den TagAperol im Glas, LEA x 01099
LEA hat eine so charakteristische Stimme, die wohl bald aus der deutschen Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Nicht nur Indiebands wie Annenmaykantereit sind derzeit auf dem Höhenflug, auch weibliche Solokünstlerinnen sind auf einem steilen Weg nach oben.
Michael Patrick Kelly: Ein audio-visuelles Live-Spektakel
In dieser Produktion steckt Liebe bis ins kleinste Detail. Einen solchen Auftakt hat das Stars in Town noch nicht oft gesehen. Michael Patrick Kelly erscheint scheinbar aus dem Nichts vor einer gelben LED-Wand und vollführt eine Choreografie, bei der jede Bewegung Perfektion ausstrahlt. Der Musiker sorgt nicht nur für visuelle Höchstleistungen, auch sein Gesang schneidet wie ein Messer durch die warme Sommernacht. Glasklar und kraftvoll schmettert er seine ungemein eingängigen Kompositionen von der Bühne. Konfetti oder ein Wasserfall aus Funken wie beim eindringlichen America sorgen für zusätzliche Wow-Effekte
Somewhere between your stars and stripes
I think I see dawn′s early light
Where is the love? Now let it rise, let it rise
America, AmericaAmerica, Michael Patrick Kelly
Die Kelly Family hat deutlich ihre Spuren beim Sänger hinterlassen, auch wenn er sich musikalisch schon lange von ihr emanzipiert hat. Durch das stetige Singen seit Kindertagen wirkt das Stimmorgan bei Michael Patrick so natürlich ausgebildet, als würde er nur atmen. Dieser Mann lebt und liebt Musik, das transportiert sich auf das begeisterte Publikum
Now it feels like beautiful madness
Feels like never enough
Don't you know that you are the baddest?
My love, my love, my loveBeautiful Madness, Michael Patrick Kelly
Alles, was Michael Patrick Kelly tut, tut er mit Stil. Egal ob er mit dem Boot durch die Menge treibt, ein Duett mit LEA zelebriert oder seine Songs vom aktuellen Album B.O.A.T.S. performt und deren Ursprung erklärt. Der Albumtitel bedeutet nämlich Based On A True Story. Es steht also jede Komposition in direktem Zusammenhang mit seiner eigenen persönlichen Begegnung – und das ist fühlbar. Er braucht seine Fans nicht mit grossen Gesten zu animieren, sie liegen ihm schon längst zu Füssen und singen sich den Leib aus der Seele, egal ob die Songs O.K.O oder Beautiful Madness heissen. Michael Patrick Kelly liefert ein Pop-Highlight am diesjährigen Stars in Town und zeigt, wie eine Bühnenshow in Perfektion funktioniert.
Fotos: Julius Hatt, Sarina Reutemann, Laura Rubli
Video: absolutturnus.ch
Text: Christian Meier