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10. August 2024

So war der Samstag mit Mark Forster, Dean Lewis und Plüsch

Glücksgefühle, gebrochene Herzen und noch einmal Glücksgefühle zum Festivalabschluss

Mark Forster, Dean Lewis und Plüsch als Abschluss der diesjährigen Ausgabe von Stars in Town ist traumhaft. Mit Plüsch fühlen wieder wie 20, mit Dean Lewis teilen wir den Herzschmerz und mit Mark Forster singen wir im Chor.

Plüsch: Das beste Anti-ageing-mittel ohne nebenwirkungen

Eine Verjüngungskur der anderen Art bieten Plüsch. Die Band um Sänger Ritschi tritt nach zwölf Jahren erstmals wieder gemeinsam auf. Er bezeichnet die Rückkehr als Zugabe und nicht als Comeback, denn neue Musik wird es keine geben und auch die Tour soll einmalig bleiben. Umso mehr steckt die Band in ihren Auftritt. Es fühle sich so an, als seien sie immer noch 20 Jahre alt und als wäre es ihr erstes Festival, meint der sympathische Sänger. Der Platz ist schon komplett gefüllt und eine Aufforderung zum Mitmachen braucht das Publikum nicht. 

Un i ha heimweh nach de Bärge
Nachem Schoggi und em Wii
Nach dä Wälder
Nach dä Seeä u nach em Schnee
Un i bi wiit wäg vo deheimä
I dr Schtadt woni nid wett siie

Es geht direkt mit Ufo los. Die Hände klatschen wie automatisch und der Text sitzt, als wäre der Song erst gestern erschienen. Bei Wunder Passiere fliegen die Hände hin und her. Ein beeindruckendes Bild. Ritschi ist über die Jahre und auch aktuell solo immer aktiv geblieben, deswegen hat seine Stimme nichts an Kraft und Präzision eingebüsst. Es ist ein wunderbares Miteinander und Plüsch sind viel mehr als einfach ein erster Act. Gefühlt stehen an diesem Abend gleich drei Headliner auf dem Abend. Einige Fans in der ersten Reihe dürften noch nicht einmal auf der Welt gewesen sein, als Plüsch ihre Hits geschrieben haben. Aber irgendwie sind die Berner zeitlos und auch die jüngeren Jahrgänge singen die Songs wie Wunder Passiere, Häbs Guet und allen voran Heimweh textsicher und lautstark mit. Es ist ein beeindruckendes Bild, wenn Schaffhausen zum grössten Plüsch-Hit in die Hocke geht und gemeinsam aufspringt und feiert. Die Zugabe von Plüsch ist perfekt gelungen.

Dean Lewis: Ein Superstar kurz vor dem ganz grossen durchbruch

Im Radio hört man den Australier mittlerweile täglich. Auch bei der Generation TikTok ist Dean Lewis extrem populär. Entsprechend hingebungsvoll sind seine Fans. Sie warten schon lange vor Türöffnung auf ihren Helden. Der Kreischpegel wird direkt in die Höhe getrieben, weil der Sänger mit seiner ersten grossen Hit-Single Waves in sein Konzert startet. Früher war Dean oft alleine mit seiner Akustikgitarre unterwegs, mittlerweile hat er eine ganze Band hinter sich. 

It comes and goes in waves
It always does, always does
We watch as our young hearts fade
Into the flood, into the flood

Nebst seinen eigenen Kompositionen spielt Dean Lewis mit Cruel Summer von Taylor Swift ein Cover des aktuell grössten Popstars der Welt. Ein weiblicher Fan in der ersten Reihe hat ein Portrait ihres Idols gezeichnet. Die Freude darüber muss Dean nicht spielen, denn das Kunstwerk sieht fantastisch aus. Dafür darf sie bei einer Akustikversion von Half A Man direkt neben ihm auf der Bühne stehen und sein Mikrofon halten. Bezahlt wird der «Job» mit einem aufs Publikum gerichtetes Selfie mit Dean Lewis. Ein Souvenir, dass man sich nicht kaufen kann.

Early morning there's a message on my phone
It's my mother saying, "Darling, please come home"
I fear the worst, but how could you leave us all behind?
There's so much to say but there's so little time

Herzschmerz ist die Triebfeder des Sängers. Viele Songs handeln von Trennungen und dem Gefühl des betrügt werdens. Doch How Do I Say Goodbye ist entstanden, als Dean Lewis von der Krebserkrankung seines Vaters erfuhr. Glücklicherweise ist er mittlerweile krebsfrei, was der Komposition schliesslich ein Happy End verlieh. Eine Live-Premiere gibt es mit dem Song Rest, der erst einen Tag vor dem Auftritt erschienen ist. Es ist der erste Lovesong, den Dean Lewis je geschrieben hat. Sein Set beendet der Australier mit Be Alright. Mit diesem Song hat er den Billionaire Club mit einer Milliarde Streams erreicht. Inzwischen steht er bei beeindruckenden 1.78 Milliarden. Der Musiker ist auf dem Weg, eine nächste Karrierestufe zu zünden.

Mark Forster: Der Stern ist hinter dem Silbermond hervorgetreten

2017 hatte sich Mark Forster bereits einen Namen gemacht. Damals trat er trotzdem noch vor Silbermond auf, die damals den Headlinerslot besetzten. Heute ist er einer der erfolgreichsten Pop-Produzenten und -Künstler im deutschsprachigen Raum. Der mittlerweile 41-Jährige weiss, wie man am Puls der Zeit bleibt. Als Intro für seine Show hat er den Song Schwarzer Toyota gewählt, den er zusammen mit Skrt Cobain und Ski Aggu aufgenommen hat. So erschliesst er sich eine neue Generation an möglichen Fans. Der Auftritt in Schaffhausen ist der vorletzte für eine lange Zeit. Für Forster ist der Name Schaffhausen etwas zu lang. Er benennt die Stadt spontan in Schaffi um und macht vom neuen Kosenamen ausgiebig Gebrauch.

Ich bin fucking Yoko Ono, mein Herz ist Paul und John
Kogong, kogong, kogong, kogong
Ich will nix hören und hau' mir auf die Brust wie King Kong
All der Krach umsonst, kogong, kogong

Den Song Kogong hat Forster in den Abbey Road Studios in London aufgenommen. Da darf natürlich eine Beatles-Referenz im Songtext nicht fehlen, die Fab Four haben schliesslich einen Grossteil ihrer Musik dort eingespielt. Die Hände der Fans werden zu einem essenziellen Element der Show. Von der ersten bis zur hintersten Reihe schwenken alle gemeinsam die Arme oder schunkeln auf Aufforderung miteinander. 

Es gibt nichts, was mich hält, au revoir
Vergesst, wer ich war
Vergesst meinen Nam′n
Es wird nie mehr sein, wie es war
Ich bin weg, au, au
Au, au, au revoir

Beim Auftritt von Mark Forster werden zum ersten Mal in dieser Festivalsausgabe Konfetti abgeschossen. Dafür holt er auf, was andere versäumt haben. Mehrfach werden die Kanonen geladen und abgefeuert. Ein kleines Andenken an letztes Jahr ist der Song Au Revoir, den Forster vor zehn Jahren mit Sido, einem der Headliner von 2023 aufgenommen hat. Dieser Track wird immer ein Dauerbrenner bleiben. Stimme und Chöre sind die letzten beiden Songs des Sets und hier wird noch einmal aus allen Rohren gefeuert. Rauch, Konfetti, Konfetti und noch mehr Rauch. Getragen wird das visuelle Spektakel von einem Chor aus begeisterten Fans. Nach einer Piano-Version von Übermorgen verabschiedet sich Forster mit Bauch über Kopf, dem Titeltrack seines zweiten Albums und beschliesst damit eine wunderbare Festivalausgabe. Der letzte Abend hinterlässt ein herrliches Gefühl der Glückseligkeit.