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7. August 2024

So war der Mittwoch mit Herbert Grönemeyer, Elif und Steiner & Madlaina

Ein lang gehegter wunsch geht endlich in erfüllung

Bei Umfragen zu Wunsch-Acts für Stars in Town fiel ein Name besonders oft: Herbert Grönemeyer. Lange wurde versucht, ihn nach Schaffhausen zu bringen, endlich hat es geklappt. Eröffnet wurde der Abend bei strahlendem Sonnenschein vom Schweizer Duo Steiner & Madlaina, gefolgt von Elif, die schon von Klein auf wusste, dass sie irgendwann auf der Bühne stehen möchte.

Steiner & Madlaina: Zu Heiss für Weisswein auf der bühne

Eigentlich ist es ein Segen, wenn die Sonne bei einem Konzert scheint. Falls man wie Nora Steiner und Madlaina Pollina auf der Bühne steht, kann es jedoch ziemlich an die Substanz gehen. So bemerkt Steiner: Ich habe mir vor dem Konzert ein Glas Weisswein eingeschenkt, aber davon trinke ich besser nichts, sonst werde ich ohnmächtig. Ihrer Kollegin Madlaina, die währenddessen am Piano sitzt, setzt die Sonne scheinbar nicht gleichermassen zu. Sie meint: Ich habs riskiert – geht gut. Nebst humorvollen Ansagen, schreiben die beiden Schweizerinnen Songs mit Substanz und Haltung. 

Damit unsere heile Welt noch eine Weile hält
Halten wir uns raus, nur so fühlen wir uns zuhaus
Damit unsere heile Welt noch eine Weile hält
Stellen wir uns nicht quer, denn unser Staat ist fair

Ihre gesellschaftskritischen Texte verpacken Steiner & Madlaina gekonnt in beschwingte Melodien. Wer also nur mitschunkelt, könnte meinen, dass Heile Welt wirklich von einer funktionierenden Welt handelt und nicht von Ignoranz derer, denen es gut geht. 

Elif: Ach, wenn die Spree doch nur so sauber wie der Rhein wäre

Sie schreibt Songs, seit sie ein kleines Mädchen war – und das merkt man. Elif ist nicht nur Sängerin, sie ist Geschichtenerzählerin. Sie hat Menschen satt, die immer um den heissen Brei reden. Ihre Songs sind direkt, ehrlich und kommen von Herzen. Gemeinsam mit ihrer Band drückt sie mächtig aufs Gaspedal und reisst das Publikum mit. Zwischen den Songs schwärmt sie von der Stadt und dem Rhein: Ich wünschte, wir hätten einen Fluss wie ihr. In der Spree hat man Angst, dass einem die Füsse abätzen.

Immer wenn ich gehen will
Hältst du mich an der Jacke fest
Warum ist bei uns immer Drama?
Wir sind schon wie Kim K. und Kanye West

Elif ist selbstbewusst und strahlt Lebensfreude aus. Dass das nicht immer so war, wird bei einem Blick auf die Songtexte schnell klar. Sie hat Erfahrung mit einer toxischen Beziehung und den daraus resultierenden Selbstzweifeln. Mittlerweile ist sie aus diesem seelischen Gefängnis ausgebrochen und gibt ihre dadurch gewonnene Stärke weiter. Eigentlich singe sie keine Coversongs, meint sie gegen Ende ihres Sets, doch bei einer anderen starken Frau macht sie eine Ausnahme. Ihre Version von Dua Lipa’s Megahit Houdini versetzt die Menge in Tanzstimmung.

Herbert Grönemeyer: Toll, Klasse, wunderbar, Spitze!

Jedes Jahr betreten neue Weltstars die Stars in Town-Bühne. Als Schaffhauser stellt es einem in solchen Momenten die Haare auf. Es ist auch nach all der Zeit kaum zu fassen, dass solche Grössen in unserer kleinen Stadt auftreten. Herbert Grönemeyer ist da keine Ausnahme. Herbert nimmt den ausverkauften Platz mit seiner übersprudelnden Freude in Sekundenschnelle für sich ein. Seine Sprache und Lyrik ist der Traum jedes Deutschlehrers. Statt cool, nice oder lit nutzt er Wörter wie toll, klasse, wunderbar und spitze. Und das tut er äusserst exzessiv, was irgendwie rührend ist.

Männer haben's schwer, nehmen's leicht
Außen hart und innen ganz weich
Werden als Kind schon auf Mann geeicht
Wann ist ein Mann ein Mann?

Trotz seines unbestrittenen Heldenstatus schafft es Grönemeyer eine lockere Atmosphäre zu schaffen. Auch die Zuschauer an den Fenstern bindet er ein: Wir kommen nachher hoch und machen Wohnzimmerkonzerte bei jedem von euch. Ihr könnt euch wieder hinsetzen. Der Sänger springt und tanzt sich von einem Song zum nächsten und grinst dabei, als wäre es sein erstes Konzert. Dass er doch schon etwas länger im Geschäft ist, unterstreicht seine Hitdichte. Egal welchen Klassiker man als Lieblingssong hat, er spielt sie alle. Bochum, Der Weg, Männer, Mensch oder Flugzeuge im Bauch.

Und der Mensch heißt Mensch
Weil er vergisst
Weil er verdrängt
Und weil er schwärmt und stillt
Weil er wärmt, wenn er erzählt

Seine Sprüche kommen so trocken und sitzen wie gedruckt. Nachdem er direkt in Folge Männer und Mensch aus den Boxen feuert, meint er: Es ist 62 Grad hier oben. Ich bin durch, ich bin gar – medium rare. Dennoch singt er taufrisch von Alkohol als wäre er noch nicht einmal angebraten. Während andere Acts zwei Songs als Zugabe spielen, bringt Herbert Grönemeyer zwei ganze Zugabenblöcke insgesamt acht weiteren Songs auf die Bühne. Dieser Mann scheint nie müde zu werden. Er gibt so viel Liebe ins Publikum, die wie ein Bumerang zu ihm zurück schlägt und ihn mit Energie versorgt. Nach deutlich mehr als zwei Stunden nimmt er schliesslich unter tosendem Applaus Abschied von den Fans in Schaffhausen. Traumhaft schön.