Sonniger Handstand trifft Wassermassen bei disco funk und electro swing
Der gestrige Konzertabend deckte ein breites musikalisches und wettertechnisches Spektrum ab. Ein charismatischer Tom Grennan eröffnete bei brütender Hitze, Jan Delay brachte den Regen aus Hamburg mit und steigerte ihn parallel zur Stimmung vor der Bühne. Parov Stelar brachten schliesslich das Kunststück fertig, mit ihrem Electro Swing den Hahn vorübergehend abzudrehen und mit geballtem Talent die Stimmung auf dem Höhepunkt zu halten.
Tom Grennan: Charismatischer Performer mit grossartiger Band
Der Engländer hat nebst Schlagzeug, Gitarre und Keys zwei stimmgewaltige Sängerinnen sowie eine Bassistin dabei, die qualitativ weit mehr als eine Backing-Band sind. In der brennenden Sonne liefert der Musiker zudem ein regelrechtes Fitnessprogramm ab. Nicht nur animiert er das Publikum mit jump und louder-Rufen, auch er selbst schont sich nicht im Geringsten. Vom Handstand, zur Mikrofonständer-Pirouette bis hin zum Balanceakt auf der Monitorbox ist alles dabei.
'Cause I'm needing a little bit of love
A little bit of love, I need a little love
Just like the air I'm breathing
These awful wounds ain't healingLittle Bit Of Love, Tom Grennan
Ganz egal ob beim Duett Let’s Go Home Together mit Sängerin Aisha, bei By Your Side, seinem Track mit Calvin Harris oder Little Bit Of Love, Grennan sprüht vor Kraft und Charisma.
Jan Delay: Der Wassermann
Bereits bei seinem letzten Auftritt mit den Beginnern brachte Jan Delay den Regen mit sich. Auch bei dieser Festivalausgabe ist es nicht anders. Seiner Stimmung tut das jedoch keinen Abbruch. Er hat spontan ein ganzes Sprüche-Set zum Thema Regen in petto. Ein kleines Best-Of: Bei 80 Grad gar nicht so schlimm wenn mal paar Tropfen runterkommen / liebe Wolken, lass und rocken und zwar trocken. Beim ersten grösseren Wolkenbruch nimmt er es langsam persönlich. Vielleicht haben die Wolken einfach keinen Bock auf Jan Delay oder sie sind uns aus Hamburg hinterher gereist.
Ich bin halb wie B-Boy und halb Bohème
Ich walk in Lacoste und Ralph Lauren
Und immer fresh und ohne Fleck
Der Scheiss muss strahlen wie HalogenKlar, Jan Delay
Mit seiner lockeren Art und der endlosen Energie seiner Songs schafft es Jan Delay die Stimmung dem heftigen Regen zum Trotz zum Kochen zu bringen. Den Song, den er extra für Regentage ins Set aufgenommen hat, performt er erstmals im angedachten Ambiente. Wassermann hat bisher nie richtig gepasst, da es seit Mai bei keiner seiner Shows geregnet hat. Auch deshalb wird ihm der Auftritt in Schaffhausen bestimmt als ein Tour-Highlight in Erinnerung bleiben. Besonders deswegen, weil sich die Fans nicht davon abbringen lassen, eine wilde Party zu feiern und den Wassermassen standhaft zu trotzen. Dafür gebührt ihnen grosser Respekt.
Parov Stelar und seine Band: Wenn Talent auf Talent trifft
Entgegen optimistischen Radarvorhersagen hat sich leider auch zwischen dem Auftritt von Jan Delay und Parov Stelar der Regen nicht verzogen. Noch immer leert es unerbittlich vom Himmel. Man könnte meinen, dass das durchnässte Publikum allmählich an seine Grenzen kommt, aber mit dem ansteckenden Electro Swing von Parov Stelar und seiner brillanten Live-Band kommt keine Ermüdung auf. Ganz im Gegenteil schont es nach einigen Songs und es Zeit die Nässe wieder durch Schwitzen zu Erzeugen, statt durch Niederschlag.
He'd had would have tried
He'd would have faced you
All night long
Then at last you've goneAll Night, Parov Stelar
Für die verschiedenen Tracks von Parov Stelar wird die Band immer wieder neu zusammengewürfelt. Egal ob weiblicher oder männlicher Gesang, reine Brass-Passagen oder ein Ausflug in elektronischere Sphären, es bleibt immer die Perfektion sämtlicher Instrumente und Stimmen. Überblickt wird das ganze von Mastermind Parov Stelar, der mit seinen Samples auf zwei Laptops das Geschehen dirigiert und voller Stolz jeden Ton seiner Musiker feiert.
Fotos: Julius Hatt
Text: Christian Meier