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8. August 2024

So war der Donnerstag mit Status Quo, Krokus und Shakra

Der Rock übernimmt das Zepter und besteigt den Festivalthron

Krokus sprangen spontan für Status Quo ein, als diese ihren Auftritt am Stars in Town 2014 absagen mussten. Zehn Jahre später stehen beide Urgesteine des Rock am selben Abend auf der Bühne. Abgerundet wird das Line-Up am der ausverkauften Rock Night von der Emmentaler Band Shakra, die ebenfalls auf bald 30 Jahre Bandgeschichte zurückblicken kann. 

Shakra: Die Youngsters unter den Urgesteinen

An manchem Festival wären Shakra aus dem Emmental mit Gründungsjahr 1995 die Veteranen, nicht so heute. Laut Wikipedia gelten sie als Nachfolger von Krokus. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn selbige nur Minuten später ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Wie beim ersten Slot zur Gewohnheit geworden, brennt die Sonne auch auf die schwarz gekleideten Rocker von Shakra. Diesen scheint das jedoch eher den Energietank zu füllen, als sie zu bremsen. Sie verwandeln die Hitze in feurigen Rock.

'Cause when I die I go to heaven
And if it's hell I'll take that too
Someday, I know, we'll be together
Ashes to ashes, dust to dust

Die langen Mähnen wehen, ein Bein ist auf den Monitorboxen abgestützt und die Finger fliegen übers Griffbrett. Vor der Bühne reissen die Fans begeistert ihre mit Festivalbändchen geschmückten Arme in die Luft. So gehört sich das. Mark Fox am Gesang breitet die Arme aus und gibt den Sonnenanbeter. Eine starke, von der Sonne geküsste Performance.

Krokus feiern ihr 50. Jubiläum und können es selbst kaum fassen

Konzerte waren keine in Aussicht, als Chris von Rohr vor einem halben Jahrhundert seine Band gründete. Auch von einem Hit war man gefühlt meilenweit entfernt. Gemeinsam mit Fernando von Arb machte es bei Highway Song zum ersten Mal Klick. Ein Minihit, der eine Perspektive aufzeigte. Zum Jubiläum wird dieser Meilenstein Teil des Sets. Es ist ein besonderer Anblick, von Rohr mit Leadgesang am Mikrofon zu sehen, während der stimmgewaltige Storace daneben steht. Man ist sich eher den Solothurner Dialekt und die Kultsprüche von ihm gewohnt, als dass er selbst den Rocksänger gibt. Doch auch das kann er.

She blessed all dirty water
On a stormy full moon night
She walked through sand and fire
Never caught in a fight

Schweizerisch klingt es nicht, was Krokus mit Songs wie Hoodoo Woman oder Screaming In The Night geschaffen haben. Ihr Sound und im Speziellen die Stimme von Marc Storace ist auf einer Ebene mit AC/DC. So gilt auch das Krokus-Album One Vice at a Time von 1982 als das Album, das AC/DC nie veröffentlichten. Eine derart lange Bandgeschichte verläuft nie geradlinig. So viele Wechsel wie Krokus in ihrer Historie hatten, sind auf ihre eigene Weise beeindruckend. Es zeigt aber auch den Durchhaltewillen der Formation. Krokus sind noch da und klingen im Jahr 2024 noch immer beeindruckend. It’s a good thing you started 50 years ago, meint Storace an von Rohr gerichtet. Dieser antwortet: I was glad that you came on board. That’s for sure. Und sie haben beide recht. Die augenscheinlich unterschiedlichen Charakter der beiden verschmelzen bei Krokus zu einer Symbiose, die es für die jetzige Qualität der Band braucht.

Status Quo: Nachsitzen bei Oberlehrer Francis Rossi zum tourabschluss

Plötzlich weht ein britischer Wind. Francis Rossi und Status Quo verströmen Leichtigkeit und britischen Charme. Auch optisch heben sie sich von den klassischen Rockern ab. Sie tragen weisse Hemden, schwarze Hosen und weisse Sneaker. Nach dem Tod von Gitarrist Rick Parfitt übernahm 2016 der Ire Richie Malone dessen Posten. Auch wenn eine Band in Originalbesetzung natürlich der Idealfall ist, sind sogar Rockstars sterblich. Die unumgängliche Verjüngung ist gleichzeitig eine Chance und lässt Rossi spürbar frisch bleiben. Seine 75 Jahre merkt man dem agilen Frontmann in keiner Sekunde an. Die Fans scheinen ihn gut zu kennen. An einem Punkt unterbricht er die Show mit den Worten: The show cannot go on. Kurz darauf hält er glücklich eine Packung Rösti in die Luft. In einem Interview verriet der Brite nämlich, dass er Rösti liebt und sie am liebsten jede Woche essen möchte. Na dann, en Guete!

Whatever you want
Whatever you like
Whatever you say
You pay your money
You take your choice

Als Schulband gegründet, haben Status Quo mittlerweile 33 Alben veröffentlicht. Mit dem Thema Schule hat Rossi aber noch nicht ganz abgeschlossen. So veranstaltet er zwischen den Zuschauern auf den Platz und auf den VIP-Tribünen einen kleinen Mitmach-Wettbewerb. Was er von der Lautstärke der Tribüne hält, bringt er ohne Umschweife zum Ausdruck: Boooh, See me after school. Doch er ist nicht nachtragend. Status Quo beschenken den ganzen Platz mit einem Medley. Dazu hat der Sänger auch noch etwas zu sagen. Wenn er bei Interviews gefragt werde, was man vom Auftritt erwarten könne, sage er gerne mal: we’re gonna do the ABBA catalogue tonight. Natürlich nicht. Auch das Medley besteht aus Status-Quo-Klassikern.

A Vacation in a foreign land
Uncle Sam does the best he can
You're in the army now
Oh, oh you're in the army - now

Gequatsche duldet Oberlehrer Rossi nicht: Can you please stop talking, young man? See me after school with the other ones and bring a pen. Immer mit einem Augenzwinkern und Schalk in den Augen schlägt er mit trockenem britischen Humor zu. Musikalisch klingen Status Quo extrem kraftvoll und auf den Punkt. Mit einer jugendlichen Wucht zelebrieren die Briten ihren Teil der Musikgeschichte. In The Army Now, Whatever You Want und Rockin› All Over The World gehören längst zum Rock-Kanon. Auch wenn es sich eigentlich um Coversongs handelt, haben die Versionen von Status Quo die Songs zu unsterblichen Hits gemacht.