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9. August 2025

So war der Samstag mit James Blunt, Pegasus und Picture This

Ein ausverkaufter Abschlussabend zwischen Lagerfeuer und bittersÜsser Melancholie

Der letzte Konzerttag von Stars in Town ist nicht nur emotional weil das Festival zu Ende geht. Die Bieler Band Pegasus hat es begleitet, wie kaum ein anderer Act. Nun stehen die Jugendfreunde zum letzten Mal alle gemeinsam auf der Bühne, die sie so gut kennen. James Blunt feiert 20 Jahre Back to Bedlam und kehrt zum Jubiläum seines Debütalbums nach Schaffhausen zurück. Picture This trotzen der Hitze und heizen den Hexenkessel mit ihren hymnischen Songs an.

Picture This: Sonnige GemÜter aus Irland

Ich habe mir vorgenommen, die Sonne gar nicht zu erwähnen, das ist einfach zu offensichtlich. Aber es ist alles, woran ich denken kann. Das sind sehr verständliche Worte, die Ryan Hennessy spricht. Obwohl sie auf der Bühne fast schmelzen, lassen sich die Iren nicht bremsen. Der Sänger flirtet passend zum Text von You & I mit der Kamera und knutscht die Linse bei der Zeile learn to use your mouth ab. Die Performance von Somewhere Close To Heaven ist eine Premiere der besonderen Art. Das Featuring mit Rea Garvey gab es bereits am letzten Donnerstag in seinem Set zu hören.

If I go, then I know
It's somewhere close to Heaven
To my end with my friends
Somewhere close

Hennessy ist der geborene Entertainer. Während die meisten Sänger bei der Bandvorstellung sich selbst ausklammern, geht er den konträren Weg. Let me introduce you my favorite member. The most talented, most handsome, most modest… Die Liste wird noch länger, bevor er mit einem breiten Grinsen auf sich zeigt. Picture This sind einer dieser Acts, die sich bereits zu gross für den Eröffnungsslot anfühlen. Schon bald werden sie in den Festival-Line-Ups aufsteigen und dabei von späteren Auftrittszeiten und angenehmeren Temperaturen profitieren. 

Pegasus: Der Herrenacker wird zum Hexenkessel

Als junge Band waren sie bei der ersten Festivalausgabe 2010 im Line-Up, fünfzehn Jahre später spielen Pegasus das letzte Konzert in ihrer Originalformation auf dem Herrenacker. Die Bieler haben sich in Schale geworfen. Das Outfit hält aber nur einen kurzen Moment. Noah’s Hosenträger reisst vor lauter Freude. 2015 haben Pegasus dem Headliner Sunrise Avenue die Show gestohlen. Seit klar ist, dass Basisst Gabriel Spahni und Gitarrist Simon Spahr die Band verlassen werden, fühlt sich jedes Konzert wie ein Abschied an. Zwar hat die Formation noch einen vollen Terminkalender, aber in dieser Besetzung erleben wir sie auf dem Herrenacker zum letzten Mal.

How much can a heart break?
How much can a soul take?
When you lose your soulmate after all these years
How long can I go on saying there is no wrong?
Acting like I'm all strong, holding back my tears

Es gibt sogar eine Verbindung zu Picture This. Ihr Schlagzeuger Jimmy Rainsford hat an der Produktion des Songs I’m Never Tired Of Loving You mitgewirkt. In der Schweiz haben Pegasus alles erreicht, was möglich ist. Mit Songs wie Last Night on Earth, Man On Mars haben sie die Schweizer Musiklandschaft geprägt. Ihre Anfänge machten sie in der Bieler Altstadt. Dort spielten sie Coverversionen von 50er- und 60er-Jahre-Hits. Auf der VIP-Tribüne geht es mit einem Rock’n’Roll-Medley back to the roots. Besonders beindruckend ist dabei Simon’s Interpretation von Rock’n’Roll Music. Obwohl Pegasus How Much Can a Heart Break geschrieben haben, bevor Gäbu seinen Ausstieg bekannt gab, haben sie damit unbewusst die Hymne für das Ende einer Ära erschaffen. Das stärkste Stück seit Jahren geht ins Herz und umarmt einen trotz der tiefen Melancholie, die es in sich trägt. Mit dem Olympia-Song Skyline und dem Dauerbrenner I Take It All verabschiedet sich die Stars-in-Town-Band schlechthin von einem der, O-Ton Noah Veraguth, schönsten Plätze der Welt.

James Blunt: Der Joker des Zuckerwattenpop

Es ist eines dieser Alben, das gefühlt alle zuhause haben, ob sie es zugeben wollen oder nicht. Back To Bedlam erschien vor 20 Jahren und sorgte dafür, dass James Blunt nicht nur ein schönes Haus in Verbier besitzt, sondern auch ein zweites in Ibiza. Jeder der ersten vier Songs im Set dürfte massgeblich dazu beigetragen haben, dass Blunt mehrere Domizile sein Eigen nennen darf. High, You’re Beautiful, Wiseman und Goodbye My Lover kennt man im Schlaf auswendig, so oft hat man die Hits auf sämtlichen Radiosendern gehört.

Goodbye my lover
Goodbye my friend
You have been the one
You have been the one for me

Der Kontrast von Blunts zuckersüssen Songs und seiner Selbstironie machen ihn zu einem der unterhaltsamsten Popstars weltweit. Man weiss mittlerweile schon gar nicht mehr, ob er seine Musik selbst wirklich ernst nimmt, oder sie parodiert. Doch ganz egal ob man die CD früher selber gekauft, von der Partnerin oder dem Partner mitgeschleppt wurde oder als Kind die Lieblingsmusik der Mutter hören musste, dieser Mann hat die Fähigkeit alle ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Er ist furchtlos und charmant in seiner Unverblümtheit. Er ruft seine Fans dazu auf, in die Hocke zu gehen und kann sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: VIPs, ihr seid am selben Konzert wie ich, runter mit euch. Oder wenn er dazu auffordert, die Taschenlampen einzuschalten, merkt er an: Ich weiss, einige von euch Männern müssen Akku sparen, um ein Taxi zu rufen. Ich spiele es für euch ein wenig schneller.

Days like these lead to
Nights like this lead to
Love like ours
You light the spark in my bonfire heart

Selbst für Crowdsurfing in der Menge ist sich der Popstar nicht zu schade. Berührungsängste kennt dieser Mann nicht. Am eindrücklichsten beweist er sein Gesangstalent bei Monster, einer herzzerreissende Komposition, die Blunt für seinen Vater geschrieben hat. Sie handelt von Sterblichkeit und dem Abschied. Er litt an einer chronischen Nierenerkrankung und war auf eine Organspende angewiesen. Zum Release sagte der Brite damals folgendes: Monsters ist ein Nachruf auf meinen Vater – nur dass er noch quicklebendig ist. Aber es geht ihm nicht gut – seine Nieren funktionieren nur noch zu 11 %. Als mir das bewusst wurde, musste ich ihm sagen, dass er für mich mehr als nur ein Vater ist. Er ist auch mein Freund, und ich liebe ihn. Das Stück treibt vielen im Publikum Tränen in die Augen, bevor sie mit Bonfire Heart und 1973 wieder getrocknet werden. Ein freudiges Funkeln kehrt zurück in die Augen, bis man realisiert, dass dies die letzten Töne des diesjährigen Stars in Town waren. James Blunt hat für einen würdigen Abschluss gesorgt. Der richtige Mix aus Nostalgie, Zuckerwatte und Chaos.