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31. Juli 2025

So war der Donnerstag mit Rea Garvey, James Bay und Tom Gregory

England und Irland im freundschaftlichen KrÄftemessen: Ein Hattrick musikalischer QualitÄt

Zwei Engländer, ein Ire – zwei Rückkehrer, ein Neuling. So liest sich die Aufstellung des zweiten Festivalabends. Rea Garvey und James Bay waren beide Teil des 2019er-Line-Ups, spielten aber an verschiedenen Abenden. Vor James Bay eröffnete damals ein junger Schotte. Tom Gregory hat nun die Möglichkeit in die Fussstapfen des mittlerweile zum Superstar gewordenen Lewis Capaldi zu treten.

Tom Gregory: Free Hug, Ü30-Cover und Hits im Minutentakt

Der Eröffnungsslot vor James Bay ist nicht die einzige Parallele zwischen Lewis Capaldi und Tom Gregory. Beide haben ihre ersten Erfolge ausserhalb von Grossbritannien gefeiert. Längst feierten sie Nummer-Eins-Hits in Kontinentaleuropa, während sie in Grossbritannien noch mehrheitlich unter dem Radar flogen. Auch bei Gregory ist der Funke längst gezündet und es ist nur eine Frage der Zeit bis er selbst ganz oben auf dem Line-Up steht. Mit authentischer Lässigkeit schmeisst er mit einem Radiohit nach dem anderen um sich.

Sing for me my darling, won't you sing it for me
Let my fingertips keep playing your sweet melody
Sing for me my darling, don't need no symphony
Let my fingertips keep playing your sweet melody

Doch er weiss nicht nur, wie er das Radio-affine Publikum für sich gewinnt. Mit dem Cover des Keane-Klassikers Somewhere Only We Know hat er auch alle über 30 in der Tasche. Durch seine Zusammenarbeit mit dem deutschen Indie-Label Kontor lebt Gregory sowohl in Blackpool als auch in Deutschland. Nicht nur streut er immer wieder Schülerdeutsch ein, wie er seine Sprachkenntnisse nennt. Grosse Teile seiner Band stammen ebenfalls aus unserem Nachbarland. Für Isabelle aus der ersten Reihe hat es sich ausgezahlt, ein Free Hug Schild zu basteln. Gregory lässt ganz im Sinne der direkten Demokratie der Schweiz abstimmen, ob er ihrem Wunsch entsprechen soll. Natürlich verwehrt ihr niemand den Wunsch und der Musiker versüsst ihr mit dieser kleinen Geste auf alle Fälle den Abend.

James Bay: Verschmelzung von Künstler und Musik

Er war einer der Publikumslieblinge des Stars in Town 2019, nun kehrt James Bay zurück. Mit ihm feiert auch der Hut seiner Anfangstage ein Comeback, diesen hatte er letztes Mal zuhause gelassen. Wer einen ruhigen Schmusesänger erwartet, wird eines besseren belehrt. Die Energie sprüht aus dem Engländer und seiner Band. Da ist sie wieder, die Leidenschaft für das Musikerhandwerk. Bay umgibt die Aura eines Vollblutmusikers. Auf der Bühne wirkt er beseelt und elektrisiert zugleich. Zu diesem Mann gehört eine Gitarre und ein Mikrofon. Die Stimme ist glasklar, jeder Ton sitzt mit einer fast schon unverschämten Leichtigkeit.

Just for tonight, just for tonight
Forget who we are, give up and ignite
Go with me through the dark
For tonight

Ganz offensichtlich hat der sympathische Brite gute Erinnerungen an seinen ersten Auftritt in Schaffhausen. Mehrfach drückt er seine Freude darüber aus, wieder auf diesem Platz zu stehen: It’s such a pleasure to be back, it’s a privilege. Das sind keine Floskeln. Der Brite hatte damals beim ausgedehnten Soundcheck am Nachmittag schon fast ein Gratiskonzert für seine grössten Fans gespielt. Allüren? Fehlanzeige. Wer eine solche Spielfreude auf die Bühne bringt, dem schlägt Liebe und Aufmerksamkeit entgegen, ohne dass es grosse Rock-Posen verlangt. Ein grossartiger Songwriter wie James Bay besitzt eine eigene Magie, die sich durch die Performance seiner Songs auf der Bühne entfaltet. Ein Live-Musiker durch und durch.

Rea Garvey hat Liebe und Konfetti mitgebracht

Bereits bei seinem letzten Besuch am Stars in Town hat Rea Garvey nebst den offensichtlichen musikalischen Qualitäten mit seinen Geschichten überzeugt. Um die Flamme der Liebe zum Schaffhauser Publikum direkt wieder anzufachen, schmeichelt Rea den Fans mit den Worten: Kann es sein, dass ihr schöner geworden seid? Dieser Spruch wäre etwas plump, wenn der Mann nicht eine solche Liebenswürdigkeit ausstrahlen würde. Nicht nur besteht sein Set aus bombastischen Tracks, man hört bei jedem Ton und spürt bei jeder Bewegung die Erfahrung und die Qualität, mit der er als Performer agiert. Die Show ist in Perfektion produziert, wirkt aber trotzdem alles andere als generisch.

Is it love, is it love, or are you just fooling around?
It's enough, it's enough, you put your head in the ground
Look up, look up, your world is crumbling down around you

Mit einer unbändigen Energie feuert die Band die ersten drei Songs ab. Um sich selbst und den Menschen vor der Bühne eine Verschnaufpause zu gönnen, richtet Rea Garvey zur Begrüssung das Wort an seine Fans. Er entdeckt ein Schild, auf dem steht: Willst du an meinem 40. Geburtstag singen? Die nächsten Minuten folgt die wohl charmanteste Absage an eine Anfrage, die man als Musiker mit Sicherheit nicht zum ersten Mal hört. Wann ist dein 40. Geburtstag? Heute? Machen wir! / 4.4.? Ich check kurz meinen Kalender und bin gleich wieder da / Wie heisst du denn? Colette? So heisst meine älteste Schwester und ich habe nicht auf ihrem Geburtstag gesungen. Also wäre das ein bisschen unfair. Als Trost widmet er ihrer Namensvetterin den Song Beautiful Life.

Oceans will climb, deserts will die
Under the stars of the beautiful life
Oceans will climb, deserts will die
Under the stars of the beautiful, beautiful life

Den Reamonn-Klassiker Tonight spielt der Sänger nicht oft. In Schaffhausen macht er eine Ausnahme und bringt eine wunderschöne Akustikversion auf die Bühne. Kaum zu glauben, dass diese Komposition seiner früheren Band schon bald 20 Jahre auf dem Buckel hat. Nicht nur die Liebe zu den Fans macht den Iren nahbar, auch die Verehrung seiner ehemaligen Buchhalterin Renate. Ihr steht die Rührung ins Gesicht geschrieben, als der Musiker sie beinahe anfleht, aus ihrem wohlverdienten Ruhestand zurückzukehren. Ebenfalls begrüsst er eine seiner sieben(!) Schwestern, die extra aus Irland angereist ist. Er verteilt viel Liebe, aber mit seiner Songauswahl fordert er Petrus heraus. Free Like The Ocean, Water und besonders Make It Rain schreien schon fast nach einem Wolkenbruch. Aber der Regen fällt bei Halo und Wild Love zum Glück nur in Form von farbiger Konfetti. Mit Supergirl, dem unbestritten grössten Reamonn-Hit, sorgt Rea Garvey nicht nur für einen wundervollen Abschluss, er gibt jeder Person auch den Ohrwurm für die Nacht mit auf den Weg. Ein Auftritt der nachhallt.